Alles bestens verpackt

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| Michael Birchler

Roth Werkzeugbau auf Packaging-Kurs

Im Jahr 2016 Jahr erweiterte die deutsche Roth Werkzeugbau GmbH das hauseigene Technikum um zwei leistungsstarke EVOS-Spritzgiessmaschinen. Die schnelllaufenden Verpackungs­spezialisten werden benötigt, um Präzisionswerkzeuge für dünnwandige Becher und Deckel unter Produktionsbedingungen abmustern zu können.

Und vergessen Sie nicht: Was von Roth kommt, läuft!“ ­Dieses Versprechen hört ein Anrufer, der bei Roth Werkzeugbau vom Hauptanschluss zu seinem gewünschten Ansprechpartner weiterverbunden wird. Mit dieser durchaus selbstbewussten Telefonansage kommt der Anspruch des Unternehmens an die eigenen Qualitätsstandards zum Ausdruck. „Unsere Devise ist: Entweder wir machen es richtig, oder wir lassen es bleiben“, erklärt Marco Roth, der das Familienunternehmen in zweiter Generation leitet. Sein Vater Rainer Roth nutzte die Möglichkeiten nach der deutschen Wiedervereinigung und gründete das Unternehmen 1990 auf der grünen Wiese. Die ersten Mitarbeiter stellte er damals noch in seiner Scheune an. Was sich nach einer hippen Gründerstory aus dem Silicon Valley anhört, fand tatsächlich im beschaulichen und stark landwirtschaftlich geprägten Auma-­Weidatal in Thüringen statt.

Schnelle und ­hochpräzise ­Maschinen
Schnelle und ­hochpräzise ­Maschinen
2016 wurde das Roth-Technikum um zwei EVOS-­Spritzgiess­maschinen von Netstal erweitert.

Industrieller Werkzeugbau mit hohem Automatisierungsgrad

Was sich in 27 Jahren seit der Gründung getan hat, ist bemerkenswert. Der Familienbetrieb beschäftigt 140 Mitarbeiter und ist damit einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region. Doch bei allem Erfolg bleibt man bescheiden, personell weiter wachsen möchte man nämlich lieber nicht. „Wir wollen kein anonymer Massen­fertiger werden. Wir haben nun eine Betriebsgrösse erreicht, die im Sinn einer persönlichen Zusammenarbeit noch zu handhaben ist“, sagt Roth. Auf 20.000 Quadratmeter Betriebsfläche werden auf ­modernsten Anlagen im Schichtbetrieb Präzisionswerkzeuge bis zu einem Gesamt­gewicht von 14 Tonnen gefertigt. Dabei setzt das Familienunternehmen auf eine schlanke Organisation mit klarer und eindeutiger Strukturierung sowie einen hohen Automatisierungsgrad. So erreiche man einen effizienten Produktionsprozess, der dauerhaft vergleichbare Resultate liefert. Individuelle Nachbearbeitungen von Bauteilen werden dabei auf ein Minimum reduziert. „Industrieller Werkzeugbau bedeutet für uns, dass alle Werkzeuge nach einem genau strukturierten Ablauf hergestellt werden. So gewährleisten wir ein gleichbleibendes Qualitätsniveau gemäss den Anforderungen des Kunden“, erläutert Roth.

"Mit Netstal wissen wir den richtigen Partner an unserer Seite.“
Marco Roth, Roth Werkzeugbau

Grosse Wachstumsziele mit Verpackungsanwendungen

Mit Verpackungsanwendungen schafft sich Roth neben der Automobil­branche ein zweites starkes Standbein. Bereits heute trägt der Packaging-Bereich mit rund 20 Prozent zum Gesamtumsatz des Unternehmens bei. Der Anteil soll in den kommenden Jahren auf 50 Prozent anwachsen. Zentraler Bestandteil zur Umsetzung dieser Strategie ist für Marco Roth das firmeneigene Technikum: „Der Kunde will von uns heute mehr als das reine Werkzeug: Wir unterstützen ihn dabei, seine Spritzgiessprozesse effizienter zu machen. Dazu trägt nicht zuletzt unsere langjährige Partnerschaft mit der KraussMaffei Gruppe bei, die uns mit Know-how im Packaging-Bereich unterstützt und zudem die gesamte Bandbreite an Spritzgiessmaschinen – bis hin zur Herstellung extrem dünnwandiger Teile – abdeckt.“ Auf den vier Spritzgiessmaschinen von KraussMaffei werden viele technische Anwendungen getestet. Vor circa fünf ­Jahren kamen dann Werkzeuge für Ein- und Mehrwegverpackungen im Dünnwandbereich und auch mit höheren Wandstärken hinzu.

Präzisionswerkzeuge
Präzisionswerkzeuge
Auf 20.000 Quadratmeter Betriebsfläche werden auf modernsten An­lagen im Schichtbetrieb Präzisionswerkzeuge bis zu einem Gesamt­gewicht von 14 Tonnen gefertigt.

Werkzeugtests und Abnahmelauf unter Produktionsbedingungen

2016 folgte dann die Erweiterung um zwei schnelle und hochpräzise EVOS-Spritzgiessmaschinen von Netstal. Auf diesen werden Werkzeuge für dünnwandige Artikel unter Produktionsbedingungen getestet und bis zur Serienreife entwickelt. Zwischen den beiden Maschinen mit 350 und 550 Tonnen Schliesskraft befindet sich ein hochflexibler Knickarmroboter für das Einlegen von In-Mold-Labels (IML) und die Entnahme der fertigen Artikel. Gemeinsam mit KraussMaffei Automation wurde eine besondere Lösung entwickelt, die optimal zu den Anforderungen im Testbetrieb eines Werkzeugbauers passt und die zugleich kurze Zykluszeiten zulässt. In IML-­Anwendungen wird das Label in alle Kavitäten eingelegt, ein absolutes Novum im Bereich des Werkzeugbaus. Nach der Optimierungsphase absolviert jedes Werkzeug einen Leistungs- und Abnahmelauf auf einer der beiden haus­eigenen EVOS-Maschinen. Dieser achtstündige Testbetrieb ­findet grundsätzlich vollautomatisch statt, um einen seriennahen und reproduzier­baren Produktionszyklus abzubilden.

Trend nach immer dünneren Wandstärken

Um dem Trend nach immer dünneren Wandstärken zu entsprechen, will sich Roth bald an das von Netstal weiterentwickelte Injection Compression Molding Verfahren wagen. "Unsere Netstal-Maschinen sind dafür vorbereitet, nun müssen wir uns das entsprechende Prozesswissen aufbauen, um unsere Kunden dahingehend zu unterstützen. Mit Netstal wissen wir den richtigen Partner an unserer Seite“, sagt Marco Roth abschliessend.

Zeigen, was man kann
Zeigen, was man kann
Roth Werkzeugbau demonstrierte die Abmusterung eines IML-dekorierten Bechers mit 0,4 mm Wandstärke.

Roth Packaging Day 2017

  • Startschuss in den ­Verpackungsmarkt
    Mehr als 80 Besucher konnte Roth Werkzeugbau am 23. Mai 2017 in seinem grosszügigen Techni­kum am Unternehmenssitz in Wöhlsdorf zum ersten „Roth Packaging Day“ ­begrüssen. Mit dem Hausevent markierte das Unternehmen aus ­Thüringen den offiziellen Eintritt in den Ver­packungsmarkt. Marco Roth, der ­Geschäftsführer des Familienunternehmens, berichtete zu Beginn der Veranstaltung, dass man sich seit rund fünf Jahren intensiv mit den Besonderheiten von Verpackungswerkzeugen auseinandersetzt und bereits erste Projekte realisiert habe, wobei man durchaus auch Lehrgeld bezahlen musste. Nun habe man genügend Erfahrungen gesammelt, um den offiziellen Startschuss zu geben. Das Ziel ist ambitiös: In fünf bis zehn Jahren soll die Hälfte des Umsatzes mit ­Verpackungsanwendungen erwirtschaftet werden. Im hauseigenen Techni­kum wurde auf einer EVOS 3500 die Abmusterung eines 4-fach-Werkzeuges für vollflächig IML-dekorierte Rechteckbecher präsentiert. Ins­besondere für deutsche Produzenten ­ergeben sich durch den Markteintritt von Roth Werkzeugbau interessante Möglichkeiten. Im Umkreis von rund 300 km um Auma-Weidatal sind viele ­wichtige Ver­packungshersteller zuhause.

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