digitalisierung
Wie MD ELEKTRONIK socialProduction nutzt
| Michaela Huber
Digitaler Fernblick als entscheidender Produktionsvorteil
Früher gab es ein bis zwei Koax-Kabel im Auto – für das Radio. Inzwischen sind es aufgrund von E-Mobilität, Sensorik und Assistenzsystemen bis zu 17 Stück. Der Kabelspezialist MD ELEKTRONIK weiß, wie wichtig digitale Datenströme sind und hat zwei neue KraussMaffei-Maschinen mit socialProduction zur Fertigungsüberwachung ausstatten lassen. Dabei lief schon die Abnahme remote.
Es ist oft nicht offensichtlich, doch der technologische Fortschritt im Automobil hat viel mit Kabeln zu tun. Signale von Regensensoren müssen weitergeleitet werden, damit sich der Scheibenwischer darauf einstellen kann. Das Handy verbindet sich zwar per Bluetooth – aber wie kommen die Kontakte vom Display auf die Anzeige? Hier braucht es physische Datenbahnen, genauso wie für Kameras, Bremsassistenten und viele andere Funktionen.
Der Kabelkonfektionär MD ELEKTRONIK befasst sich seit über 30 Jahren mit dem Thema und beliefert die meisten OEMs. Jetzt wählte er für zwei kürzlich installierte vollelektrische PX-Maschinen (81 und 121) von KraussMaffei die Produktfamilie socialProduction, um auch selbst die modernen Möglichkeiten der Prozessunterstützung und Anlagenüberwachung zu nutzen.
In der MD-Zentrale in Waldkraiburg arbeiten rund 550 Fachleute in den Bereichen Entwicklung, Vertrieb und Betriebsmittelbau. Hier werden im Technikum, wo die beiden PX derzeit stehen, neue Projekte fit für die Verlagerung an die Fertigungsstandorte in Tschechien, Bulgarien, China und Mexiko gemacht. Weltweit liefern die rund 6.000 Mitarbeiter von MD ELEKTRONIK pro Jahr etwa 20.000 individuell nach Kundenvorgabe konfektionierte Artikel. Dafür werden rund 400.000 Kilometer Kabel benötigt – also zehnmal die Länge des Äquators.
1995 stieg das Unternehmen in die Kunststoffverarbeitung ein. Hauptsächlich geht es dabei um Stecker und Gehäuse, die sich an den Kabeln befinden. Typischerweise werden dafür PBT und PA mit einem Glasfaseranteil von bis zu 30 Prozent verarbeitet. Da die Spritzgießmaschinen in Waldkraiburg von den Büroarbeitsplätzen nicht einsehbar sind, bietet es sich an, eine Online-Überwachungsmöglichkeit zu nutzen. Zusätzlich werden von Zeit zu Zeit Geisterschichten gefahren, bei denen eine Information in Problemfällen relevant ist.
socialProduction bietet mit seinen drei Modulen productionMonitor, processSupport und liveCare die entsprechenden Möglichkeiten, indem es die Vorteile sozialer Medien mit modernsten Technologien der Produktionsüberwachung vereint. Dabei kommunizieren Maschinen und Bedienpersonal in einem eigenen Chatroom.Stefan Betzing
KraussMaffei, Kundenberater Service
So liefert productionMonitor einen schnellen Überblick über den Maschinenpark einschließlich entsprechender Kennzahlen wie Auftragsfortschritt und Restlaufzeit. Sollte es Alarme oder Parameteränderungen geben, sendet die Maschine automatisch eine Nachricht in den Chat. So entsteht ein digitales Schichtbuch, das wichtige Ereignisse über den Schichtwechsel hinaus dokumentiert. processSupport blickt noch tiefer. Hier wird der Fertigungsprozess durch ein selbstlernendes Verfahren überwacht, dem ein komplexer Algorithmus und das Prozesswissen von KraussMaffei zugrunde liegen. Alle verfügbaren Maschinenparameter stehen zur Visualisierung und Analyse bereit, Auffälligkeiten im Prozess werden sofort erkannt und an den Nutzer kommuniziert.
Dies erfolgt autonom und ohne, dass der Verantwortliche vorab Toleranzen gesondert definieren muss. Dadurch wird der Prozess stabiler, und Stillstandszeiten lassen sich vermeiden. Das Produkt liveCare überwacht den Zustand von Maschinenkomponenten, um Wartungsbedarf frühzeitig zu erkennen und entsprechend planen zu können. Bei abrasiven faserverstärkten Materialien, wie MD ELEKTRONIK sie verwendet, betrifft dies beispielsweise die Schnecke. Angesichts der Entwicklungen im Energiebereich bietet es sich an, eine Schnecke im energetisch sinnvollsten Moment zu ersetzen: wenn sie also noch funktionsfähig ist, aber durch nachlassende Plastifizierleistung im verbleibenden Lebenszyklus mehr Energie verbraucht, als der Austausch letztlich kostet. Auch liveCare ist zum Marktstart bei MD ELEKTRONIK im Einsatz.
Die Teile, die MD ELEKTRONIK herstellt, variieren beim Gewicht von 0,03 bis 120 Gramm und entstehen in Werkzeugen mit bis zu 32 Kavitäten. Die kleinsten Artikel sind Isolierteile, die bei Steckern zwischen Innen- und Außenleiter angebracht werden. Für derartige Leichtgewichte empfiehlt sich die Maschinenfunktion APC plus, die ebenfalls an den PX vorhanden ist. Sie sorgt für konstantes Schussgewicht, indem sie Umschaltpunkt und Nachdruck für jeden einzelnen Zyklus individuell anpasst. Dafür analysiert sie jeweils die Schmelzeviskosität und bezieht in die Berechnung auch hinterlegte Materialparameter mit ein. Peter Krause, der die Zuverlässigkeit von APC plus bereits bei verschiedenen Tests selbst feststellen konnte, ist aus diesem Grund von der Anwendung überzeugt.
In Zukunft wird die Funktion noch wichtiger werden. Die Kreislaufwirtschaft zielt darauf ab, immer mehr rezyklierte Kunststoffe zu verwenden, wobei die Chargenschwankungen erheblich größer sind als bei Neumaterial. Sie bewirken unterschiedliche Viskosität und – ohne Ausgleich – wechselnde Bauteilgewichte. MD ELEKTRONIK hat die Erfahrung gemacht, dass Kunden zwar einerseits Rezyklatanteile wünschen, aber trotzdem zurückhaltend bei der Umsetzung sind. Die Closed-Loop-Verarbeitung, also das Einmahlen von Angüssen desselben Auftrags, wird aber in der Regel freigegeben.
Die Zusammenarbeit zwischen MD ELEKTRONIK und KraussMaffei reicht zurück bis ins Jahr 2000, bereits damals war Peter Krause, der seit 32 Jahren beim Kabelspezialisten arbeitet, an Bord. In dieser langen Zeit hat er erlebt, wie sich das Unternehmen immer stärker auf den Automobilbereich konzentrierte, wobei die Tätigkeit im Maschinenbausektor 2010 beendet wurde, und wie sich die Modellwechselzyklen im Kfz-Bereich von rund sieben Jahren auf drei Jahre beschleunigten. Auch Mobilfunkgeräte haben sich seither stark verändert. Die heutigen Smartphones bieten eine ideale Voraussetzung, um mit socialProduction von extern auf die Produktion zuzugreifen, egal wo man sich befindet. Peter Krause favorisiert jedoch nach wie vor die webbasierte Version für den PC.
Die Anzeige auf dem großen Schirm finde ich komfortabler, weil ich noch mehr Detailinformationen auf einen Blick sehen kann. Aber egal mit welchem Gerät: Der Fernblick auf den eigenen Maschinenpark hilft in jedem Fall effizient zu produzieren und dem Wettbewerb einen Tick voraus zu sein.Peter Krause
Bei MD ELEKTRONIK für die Beschaffung und das Einfahren von Neumaschinen zuständig
Stefan Betzing ist zufrieden, dass er seinem Kunden mit den digitalen Lösungen von KraussMaffei weiterhelfen konnte und dass Peter Krause vom Gesamtpaket socialProduction überzeugt ist: „Die Firma MD ELEKTRONIK hatte von Anfang an das Vertrauen in unser Produkt und war als eine der ersten Firmen mit dabei. Mich freut es sehr zu sehen, dass socialProduction intensiv genutzt wird und man immer wieder neue Mehrwerte im Produktionsalltag entdeckt.“
stefan.betzing@kraussmaffei.com
jonas.schwarz@kraussmaffei.com