Chiemsee-Bahn made by KraussMaffei

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Chiemsee-Bahn made by KraussMaffei
| KraussMaffei Group

Lebendiger Zeitzeuge fährt seit 131 Jahren

Seit 131 Jahren befördert die Chiemsee-Bahn bereits Touristen vom Bahnhof Prien zum Hafen in Prien/Stock. Gebaut wurde sie von einer unserer beiden Gründerfirmen Krauss & Comp. 1887 im Auftrag von Ludwig Feßler, einem am Chiemsee beheimateten Schifffahrtsbetreiber. Klaus Adelsperger, Hauptabteilungsleiter für Montage und Steuerungstechnik bei KraussMaffei Automation taucht gemeinsam mit seinem guten Freund und Nachkomme von Ludwig Feßler in ihre Geschichte ein.

Als Klaus Adelsperger, langjähriger Mitarbeiter bei KraussMaffei Automation, das 180 Jahre-Buch von KraussMaffei in die Hände bekam und darin zu lesen begann, stieß er auf die Geschichte der Chiemsee-Bahn. Diese wurde 1887 durch Ludwig Feßler beauftragt und mit einer Dampflok von Krauss & Comp. versehen. "Ich begleite KraussMaffei bereits seit einem Zehntel der Firmengeschichte, also seit nunmehr 18 Jahren. Und weil ich mit der Familie Feßler schon lange befreundet bin, kam mir sofort der Gedanke, das Buch meinem guten Freund Michael Feßler zu schenken. Diese mittlerweile 131 Jahre alte Lokomotive ist schließlich noch immer in Betrieb“, erinnert sich Klaus Adelsperger.

"Der Kini war an allem schuld"

"Der Kini war an allem schuld“, erwidert Michael Feßler, Nachkomme des Chiemsee-Bahn-Gründers Ludwig Feßler. König Ludwig II. war ein erklärter Fan des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV und natürlich von Schloss Versailles – und er veranlasste den Bau einer Nachbildung, Schloss Herrenchiemsee war geboren. Allerdings verstarb Ludwig II noch während der Bauarbeiten im Jahr 1866 und die Arbeiten wurden eingestellt. Sein Nachfolger Prinzregent Luitpold gab den halbfertigen Bau zur Besichtigung frei. Eine echte Sensation in Zeiten der Monarchie und zugleich der Startschuss für den touristischen Betrieb am Chiemsee. Vom ersten Tag an kamen massenhaft Besucher aus München mit dem Zug nach Prien am Chiemsee, die letzte Strecke allerdings vom Bahnhof zum Hafen musste noch zu Fuß zurückgelegt werden. Die Einwohner von Prien, die über Pferd und Kutsche verfügten, witterten gute Geschäfte und boten die Strecke per Kutsche an. Dies führte schnell zu einem regelrechten Verkehrschaos und einigen Unfällen. "Mein Vorfahre Ludwig Fessler, damaliger Betreiber der Schifffahrt auf dem Chiemsee, entschloss sich mit dem Bau einer Eisenbahn dem Chaos ein Ende zu setzen“, erzählt Michael Fessler.

Ohne KraussMaffei gäbe es keine Chiemsee-Bahn:
Ohne KraussMaffei gäbe es keine Chiemsee-Bahn:
Michael Fessler (l.) und KraussMaffei-Mitarbeiter Klaus Adelsperger freuen sich über das 180 Jahre-Jubiläum des Münchner Traditionsunternehmens.

Aufgrund ihrer Erfahrung mit Schmalspureisenbahnen erhielt die Münchner Lokomotivfabrik Krauss & Comp. den Zuschlag für die Planung. So enstand 1887 die gemeinsam mit Georg Krauss gegründete "Chiemsee-Bahn Feßler & Cie.". Die Bauarbeiten übernahm die Localbahn-Actien-Gesellschaft (LAG), eine erst kurz zuvor von Georg Krauss gegründete Tochter, die sich auf den Bau von Nebenbahnen spezialisiert hatte. "Bekannt ist der Name bis heute durch die Fusion mit der J.A. Maffei, die heutige KraussMaffei Group“, bemerkt Adelsperger. Krauss & Comp. setzte bei der Konstruktion auf eine damals und für die nächsten 100 Jahre einzigartige Tramway- oder auch Kastenlokomotive, die durch ihre geringen Anschaffungs- und Betriebskosten, sowie der Möglichkeit, die Lok mit nur einer Person zu betreiben, für die schmalspurige Chiemsee-Bahn-Strecke ideal war. "Die 60-PS-starke Lok arbeitet heute wie früher als Zweizylinder-Nassdampfmaschine mit einstufiger Dampfdehnung und wird durch eine Steuerung der Bauart "Stephenson" geregelt. Das heißt, alle Armaturen sitzen auf der vom Stehkessel aus gesehen linken Seite, was den Betrieb durch eine Person ermöglicht. Der Kohlenvorrat befindet sich in einem Kasten hinter dem Stehkessel und das Wasser in einem Tank zwischen den Rahmenwangen des Fahrwerks. Bis auf den Einbau einer Dampfturbine für die elektrische Beleuchtung und einer Dampfluftpumpe für die Druckluftbremse sowie dem Austausch des Kessels im Jahr 1957/58 befindet sich die Lok noch immer in dem technischen Zustand, in dem sie am 9. Juli 1887 ihren Betrieb aufnahm.

Seit dem 9. Juli 1887 in Betrieb:
Seit dem 9. Juli 1887 in Betrieb:
Die Chiemsee-Bahn befördert Touristen vom Bahnhof Prien zum Hafen in Prien/Stock.

"2018, in ihrem 131. Betriebsjahr, unterziehen wir die Dampflok einer größeren Revision, damit sich auch in den nächsten Jahrzehnten kleine und große Gäste an ihr erfreuen können“, so Fessler. "Natürlich steht regelmäßig die eine oder andere Revision an, doch die Lok ist nach wie vor funktionsfähig. Für mich ist das ein Zeichen dafür, wie gut der Maschinenbau schon damals entwickelt war und zeugt von der guten Qualität der Lok. Sie ist sozusagen ein lebendiger Zeitzeuge der Geschichte und Expertise von KraussMaffei“, schließt Adelsperger.

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