"Der Trend geht ganz klar in Richtung Nachhaltigkeit"

Nachhaltigkeit

"Der Trend geht ganz klar in Richtung Nachhaltigkeit"
| Petra Rehmet

Experten-Interview mit Michael Schreyer und Thomas Strecker

Eimer, Kiste oder Müllcontainer – bei großen Verpackungs- und Logistiklösungen sind zunehmend nachhaltige Lösungen gefragt, mit denen sich Ressourcen wie Material und Energie schonen lassen. Auch der Einsatz von Rezyklat spielt eine immer wichtigere Rolle. Im ahead-Interview berichten Michael Schreyer, Application Owner Packaging & Logistics, und Thomas Strecker, Head of Global Expert Sales Packaging & Logistics Industry, über das Potenzial und zeigen Lösungen entlang der Wertschöpfungskette auf.

ahead

Im Logistikbereich geht es vor allem um Transportbehälter oder auch Eimer mit einem großen Fassungsvermögen. Was sind hier die Stellschrauben, an denen gedreht werden kann, um die Produktion effizient und ressourcenschonend zu gestalten?

Michael Schreyer

Mit unserer GX-Baureihe – die wir unlängst bis zur Schließkraftgröße 13.000 kN erweitert haben – bieten wir unseren Kunden eine optimale Lösung für eine effiziente Produktion. Vorteil der Zwei-Plattentechnik ist die Flexibilität in Bezug auf die Produktion verschiedener Eimer und Kisten beziehungsweise der dafür benötigten Werkzeugtechnik. Große Öffnungshübe, welche beispielsweise für IML-Anwendungen (InMold-Labeling) benötigt werden, lassen sich somit auf einer sehr kompakten Baugröße realisieren. 

Thomas Strecker

Sowohl der Einsatz von Rezyklaten als auch generell die Beanspruchung durch hohe Materialdurchsätze, wie bei den genannten Applikationen üblich, erfordern eine leistungsstarke und robuste Plastifizierung. Die Barriereschnecken (HighPerformanceScrew) von KraussMaffei eignen sich aufgrund der hohen Plastifizierleistung und des passenden L/D-Verhältnisses ideal für den effizienten Dauereinsatz und liefern dabei beste Schmelzequalitäten.

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Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, Ressourcen einzusparen?

Thomas Strecker

Im Sinne einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft ist es beim IML-Verfahren sinnvoll, dass Behälter und Label aus demselben Material hergestellt werden. Damit ist gegeben, dass die Produkte später möglichst unkompliziert als Rezyklat wiederverwendet werden können.  

Ressourceneffizienz lässt sich beispielsweise auch durch einen geringen Energiebedarf erreichen. Mit unseren smarten BluePower Antriebskonzepten stellen wir eine für die jeweilige Applikation und den jeweiligen Prozess optimale Energiebilanz sicher. Für Parallelbewegungen steht beispielsweise der volle Leistungsumfang bereit, die intelligente Servotechnologie stellt jedoch sicher, dass nur Energie verbraucht wird, wenn diese auch vom jeweiligen Verbraucher abgerufen wird. 

Thomas Strecker
Thomas Strecker
Head of Global Expert Sales Packaging & Logistics Industry

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Kommen wir nun zu den größeren Logistikartikeln, Paletten und Großbehältern wie Müllcontainer. Diese spielen gerade beim Transport oder im städtischen Bereich eine zunehmend wichtige Rolle. Warum?

Michael Schreyer

Kunststoffpaletten lösen zunehmend konventionelle Holzpaletten ab. Sie punkten vor allem durch individuellere Gestaltungsmöglichkeiten und können damit zum Beispiel besondere Anforderungen im Hygiene- und Lebensmittelbereich erfüllen. Im Bereich Abfallcontainer sehen wir aufgrund der Urbanisierung einen wachsenden Bedarf an sehr großen Abfallcontainern wie zum Beispiel 1.100 l Tonnen für Mehrfamilienhäuser. Aber auch die zunehmende Trennung von Müll (Restmüll, Bio, Papier oder Verpackung) lässt weltweit den Bedarf an Mülltonnen wachsen.

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Gibt es denn auch hier Potenzial, Ressourcen einzusparen? Wie sieht es mit dem Einsatz von Rezyklaten aus?

Thomas Strecker

Für die Herstellung dieser Artikel werden aufgrund der schweren Schussgewichte hohe Materialdurchsätze und große Maschinenkapazitäten benötigt. Daher spielt die effiziente Verarbeitung von Rezyklaten in diesem Bereich definitiv eine wichtige Rolle. Für die Herstellung solcher Großbehälter und Paletten hat KraussMaffei mit der MX-Serie bereits zahlreiche Referenzen mit Schließkräften von 16.000 kN bis über 60.000 kN im Markt. Aufgrund unserer robusten Maschinentechnik und leistungsstarken Großspritzenkonzepte wird die Vielzahl der Systeme bereits über mehrere Jahre hinweg effizient betrieben.

Viele Kunden verwenden dabei bereits einen hohen Anteil an Recycling-Material. Im Vergleich zum Neumaterial weisen Rezyklate aber häufig noch Schwankungen hinsichtlich Qualität oder Beschaffenheit auf. Die Maschinenfunktion APC plus (Adaptive Process Control) unterstützt den Spritzgießprozess konstant zu halten und sorgt damit stets für eine hohe Bauteilqualität. Wir vergleichen die Funktion gerne mit dem Tempomat im Auto.

Michael Schreyer
Michael Schreyer
Application Owner Packaging & Logistics

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Wie können hier die Vorteile von Neuware und Rezyklat sinnvoll verbunden werden?

Michael Schreyer

Ein weiteres Beispiel zum nachhaltigen Einsatz von Recyclingmaterial in Kombination mit Neuware ist die sogenannte Sandwich-Technologie, d.h. ein Doppelspritzenkonzept, welches beispielsweise in den USA zum Einsatz kommt. Damit lassen sich die Vorteile von Neumaterial (Farbe, UV-Schutz, etc.) für die Außenwand nutzen, gleichzeitig für den Kern aber ein günstiges Recyclingmaterial als Füllstoff verwenden.

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Wie sieht es denn mit alternativen, nachhaltigen Materialien aus – macht es denn eventuell auch bei Logistikprodukten Sinn, über den Einsatz bioabbaubarer Kunststoffe nachzudenken?

Thomas Strecker

Da die Logistikprodukte i.d.R. Mehrwegartikel sind und ohnehin über einen längeren Zeitraum verwendet werden und anschließend sehr gut zur Herstellung neuer Artikel wieder verwendet werden können, sehen wir hier keinen großen Bedarf. Ich denke aber im Dünnwandverpackungsbereich macht es eher Sinn darüber nachzudenken. 

ahead

Größtes Potenzial liegt also beim Einsatz von Rezyklaten. Bei großen Logistik-Anwendungen sind sogar 100 Prozent an Recycling-Material möglich. Wo liegt im Moment noch die größte Hemmschwelle, das volle Spektrum auszunutzen?

Michael Schreyer

Aktuelle Hemmschwelle ist vermutlich die nicht ausreichende Verfügbarkeit von geeignetem Rezyklat beziehungsweise auch das Preis-Leistungsverhältnis zum Neumaterial. Zum anderen müssen Produkte wie Mülltonnen, Paletten oder Transportkisten oftmals hohe Anforderungen hinsichtlich Stabilität, Farbe, UV-Beständigkeit oder aber auch Hygienevorschriften erfüllen, welche sich nur mit bestimmten Materialzusammensetzungen erreichen lassen. 

Thomas Strecker

Der Großteil der Produkte lässt sich aber bereits mit einem hohen Anteil an Recyclingmaterial herstellen. Die Tatsache, dass viele unserer Kunden ihre Produkte mit Umweltzeichen wie z.B. dem „Blauen Engel“ zertifizieren lassen, zeigt einen klaren Trend in Richtung Circular Economy, Ressourcenschonung und damit zu mehr Nachhaltigkeit. Das Siegel des Bundesumweltamtes erhalten nur Produkte, welche aus mindestens 80% Recyclingmaterial hergestellt wurden. Nicht zuletzt wächst auch gesellschaftlich die Akzeptanz beziehungsweise vielleicht sogar Forderung nach mehr Produkten aus Recycling-Material.

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Vielen Dank für diese spannenden Einblicke und die weiteren Möglichkeiten zu mehr Nachhaltigkeit in Verpackung und Logistik.

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Head of global Expert Sales Packaging & Logistics Industry

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