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Die Champions League der Ausbildung
| Katharina Knaut
Ein Gespräch mit Ausbildungsleiter Thomas Deser über die neue Azubi-Generation, Fachkräftemangel und veränderte Anforderungen in der Berufswelt
Grenzen befinden sich nur in deinem Kopf – mit diesem Motto hat Thomas Deser Anfang März die Ausbildungsleitung bei KraussMaffei übernommen. Im Interview spricht der 51-Jährige über seine ersten Erfolge bei KraussMaffei, seine Ziele und warum TikTok und Instagram aus der Ausbildung nicht mehr wegzudenken sind.
KraussMaffei
Bevor Sie zu KraussMaffei gewechselt sind, waren Sie 12 Jahre bei der Bundeswehr und 15 Jahre bei der IHK. Warum nun der Beruf des Ausbildungsleiters?
Thomas Deser
Das Ziel, den Beruf des Ausbildungsleiters zu ergreifen, hatte ich immer im Hinterkopf. Bereits als ich bei der Bundeswehr war, hat mich der Bereich Ausbildung sehr interessiert. Bei der IHK habe ich dann den technischen Betriebswirt absolviert und war dort anschließend für die Prüfungen im elektrotechnischen Bereich der Auszubildenden zuständig. So bestand eine ständige Verbindung zu Betrieben, Auszubildenden, Ausbildern – und KraussMaffei. Als dort schließlich die Stelle ausgeschrieben war, hat meine Frau mich überzeugt, dass ich mich bewerben soll. Und jetzt bin ich da.
KraussMaffei
Was gefällt Ihnen an diesem Beruf?
Thomas Deser
Der Umgang mit den jungen Leuten. Es ist sehr spannend, knapp 200 völlig unterschiedliche Individuen ins Berufsleben zu führen. Jeder von ihnen ist anders, mit jedem von ihnen muss man anders umgehen. Die Erfahrung aus 12 Jahren Bundeswehr und 15 Jahren IHK helfen mir dabei sehr.
Bis 2025 wollen wir die erste Anlaufstelle im Münchener Osten sein, wenn es um Ausbildung geht.Thomas Deser
Ausbildungsleiter
KraussMaffei
Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Thomas Deser
Eine ganze Menge! Ich kenne die Firma KraussMaffei schon lange. Es ist eine super Ausbildung, eine großartige Umgebung. Aber durch den Umzug ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um zu sagen: Wir fangen etwas Neues an. Seit Januar läuft am Standort in Parsdorf der Regelausbildungsbetrieb, einige Neuheiten haben wir bereits eingeführt. Zum Beispiel Social Media: Seit Anfang April sind wir auf TikTok und auch auf Instagram planen wir einen Kanal. Das ist ganz entscheidend, damit wir unsere Zielgruppen erreichen. Durch meine beiden Söhne habe ich hier einen gewissen Zugang. Daher weiß ich: Wenn wir nicht auf den einschlägigen Social Media-Plattformen vertreten sind, kennt uns keiner.
KraussMaffei
Das sind ehrgeizige Ziele. Gibt es noch weitere?
Thomas Deser
Ich möchte den Auszubildenden nicht nur Fach- sondern auch Allgemeinwissen mit auf den Weg geben. Wir haben eine „News of the World“-Runde eingeführt: Einmal in der Woche stellen dabei Azubis in Kleingruppen aktuelle Geschehnisse vor, über die wir anschließend diskutieren. Wir wollen, dass die jungen Leute ihren Horizont erweitern und sich auch außerhalb ihrer Ausbildung informieren. Das kommt sehr gut an.
KraussMaffei
Wenn ein Azubi am Ende seiner Ausbildung angekommen ist – was soll er mitgenommen haben?
Thomas Deser
Ich wünsche mir, dass die jungen Menschen sich verändern und in dieser Zeit wachsen. Die Jahre, in denen Azubis bei uns sind – also meist zwischen 15 und 19 – sind so entscheidend. In dieser Zeit entwickelt sich die Persönlichkeit gewaltig. Wir nehmen die jungen Menschen an der Hand und begleiten sie auf diesem Weg – ins Berufsleben aber auch in einen neuen Lebensabschnitt. Dabei ist mir ein Grundsatz wichtig, den ich bei der Bundeswehr gelernt habe: Führen durch Vorbild. Die jungen Leute müssen sich frei entfalten können, in bestimmten Bereichen brauchen sie jedoch jemanden, der ihnen gewisse Dinge vorlebt, ihnen eine Richtung aufzeigt. Wenn ein Azubi am Ende seiner oder ihrer Ausbildung dann sagt: Ich habe sehr viel gelernt – dann bin ich stolz. Das ist mir eigentlich das Wichtigste.
KraussMaffei
Sie haben bereits Social Media angesprochen – wie wollen Sie erreichen, dass sich in Zeiten des Fachkräftemangels junge Leute auch künftig noch für eine Ausbildung bei KraussMaffei entscheiden?
Thomas Deser
Wir müssen noch mehr Überzeugungsarbeit leisten, zum Beispiel an den Realschulen. Viele Absolventen wollen nach ihrer Schulzeit auf die FOS gehen, ohne die Alternativen zu kennen. Zum Beispiel können sie auch nach oder sogar während der Ausbildung ein Fachabitur absolvieren. Diese Wege müssen wir den jungen Leuten besser aufzeigen. Die Kooperationen mit Schulen ist dabei sehr wichtig. In Poing und Vaterstetten begleiten wir beispielsweise die Schüler ab der sechsten Klasse . Wir gehen in die Realschulen und werden jedes Jahr mit dem Jahrgang andere Projekte durchführen. Beispielsweise kommt ein Ausbilder an die Schule und führt in den Metall- und Elektrobereich ein. In der siebten, achten und neunten Klasse besuchen uns die Schüler dann in der Lehrwerkstatt und absolvieren Praktika. Auch die Lehrer wollen wir dabei einbinden. Im Prinzip holen wir die Schüler von der Schulbank direkt zu uns in die Ausbildung.
Wir sind mit dem Standort in Parsdorf in der Champions League der Ausbildung angekommen.Thomas Deser
Ausbildungsleiter
KraussMaffei
Muss sich auch die Ausbildung verändern?
Thomas Deser
Wir müssen uns Fragen: Passen unsere Ausbildungsberufe zu den Jobs, die wir in unserem Unternehmen brauchen – und die Auszubildende nach ihrem Abschluss ausüben? Was müssen die jungen Leute können? Da habe ich dank meiner Zeit bei der IHK viel Erfahrung gesammelt. Ziel muss sein, dass sie in ihren Berufen Spaß haben und mit ihren Aufgaben weder über- noch unterfordert sind. Nur dann bleiben sie mittel- und langfristig in Unternehmen. Daran arbeiten wir derzeit.
KraussMaffei
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Thomas Deser
Ich freue mich jeden Tag darauf, in die Arbeit zu fahren. Wir sind mit dem Standort in Parsdorf in der Champions League der Ausbildung angekommen. Das müssen wir jetzt auch zeigen. Bis 2025 wollen wir die erste Anlaufstelle im Münchener Osten sein, wenn es um Ausbildung geht. Das ist mein Ziel. Und wir packen alle gemeinsam an, um es zu erreichen.