Drei Möglichmacher geben Gummi

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Drei Möglichmacher geben Gummi
| Petra Rehmet

SKZ und Toolcraft steigen gemeinsam mit KraussMaffei in die LSR-Technologie ein

Schwierig, nur etwas für Spezialisten, mit herkömmlicher Thermoplastverarbeitung nicht zu vereinbaren: Dieses Bild dominierte viele Jahre, wenn es um Flüssigsilikon (LSR) ging. Doch inzwischen entdecken immer mehr Firmen den interessanten Werkstoff für sich. Das SKZ (Das Kunststoff-Zentrum, Würzburg) und Toolcraft (Georgensgmünd, bei Nürnberg), ein innovativer Spezialist für Präzisionsbauteile, kooperieren, um Möglichkeiten und Grenzen auszuloten. KraussMaffei hilft als Maschinenpartner kräftig mit.

"Was denkbar ist, wird machbar sein", lautet das Motto von Bernd Krebs, dem Gründer von Toolcraft, und so haben sich seit 1989 ganz unterschiedliche Bereiche entwickelt, in denen das Unternehmen tätig ist: Zerspanung, Additive Fertigung, Robotik und eben Spritzguss und Formenbau. Die Breite an verfügbaren Verfahren nutzt das Team, um Kunden auch ungewöhnliche Lösungen zu präsentieren. Immer wieder hat Toolcraft mit Technologien von Null begonnen, weshalb nun der Sprung zum Silikon kein Herzrasen verursacht. 

Das SKZ wiederum ist die Nummer eins, wenn es um Bildung, Forschung, Prüfung und Zertifizierung im Bereich Kunststoffe geht. Neben vielen anderen branchenrelevanten Veranstaltungen des SKZ, findet alle zwei Jahre die renommierte Fachtagung „Silikonelastomere“ statt. Allerdings hatte das SKZ bislang auf seinem eigenen Gelände keine Anlage zur LSR-Verarbeitung. Im Zug der steigenden Elektromobilität mit ihren hohen Temperaturen im Motorraum und der wachsenden Bedeutung von Elastomeren in der Medizintechnik wurde das Thema zunehmend nachgefragt.

Win-Win-Situation für alle drei Partner

Als KraussMaffei etwa zeitgleich die Anfragen von Toolcraft und dem SKZ über LSR-Maschinen erhielt, war schnell klar, dass sich hier eine „Triple-Win-Situation“ schaffen ließ, und alle Beteiligten setzten sich an einen Tisch: SKZ-Institutsleiter Prof. Martin Bastian und Georg Schwalme, Bereichsleiter Spritzgießen des SKZ, Thomas Lender (Leiter Spritzguss und Markus Scheuerlein (Projektleiter Formenbau) ) von Toolcraft und schließlich Frank Burkhardt (Local Sales) sowie Cordula Wieland, Expert Sales TEC und Expertin für Silikonverarbeitung von KraussMaffei. 

Wertvolle Unterstützung gab es auch seitens der Firma Nexus, die ihre Erfahrung in der Dosiertechnik einbrachte. Da es sich um eine innerbayerische Kooperation handelt, ist es sogar möglich, länderspezifische Fördergelder für Forschungsprojekte zu erhalten.

Top-Team für den Start in die LSR-Welt (v.l.):
Top-Team für den Start in die LSR-Welt (v.l.):
Prof. Martin Bastian (Institutsleiter SKZ), Frank Burkhardt (Local Sales KraussMaffei), Georg Schwalme (Bereichsleiter Spritzgießen SKZ), Markus Scheuerlein (Projektleiter Formenbau Toolcraft), Thomas Lender (Leiter Spritzguss Toolcraft), Cordula Wieland (Expert Sales TEC KraussMaffei), Christian Rössler (Leitung Vertrieb Süd KraussMaffei)

So kann das SKZ sein Netzwerkmitglied Toolcraft mit gezielten Analysen bei der Implementierung der neuen Technologie unterstützen – und gleichzeitig selbst die Expertise erwerben, um Kunden fundiert beraten und innovative Entwicklungen anstoßen zu können. Den Startschuss gab es bei einer zweitägigen Schulung durch den Fachbereich Kunststofftechnik der Universität Kassel. Dazu Prof. Martin Bastian: "Die Kollegen dort sind sehr gut und der Austausch mit ihnen ist für uns äußerst wertvoll.“ Georg Schwalme ergänzt: "Wenn wir den Prozess an sich beherrschen, werden wir – wie bei den Thermoplasten – die Brücke schlagen können, von der Grundlagenforschung zur betrieblichen Praxis.“       

Je eine vollelektrische PX für das SKZ und eine für Toolcraft

Die beiden vollelektrischen Maschinen von KraussMaffei sind inzwischen an Ort und Stelle: eine PX 50-180 SilcoSet am SKZ und eine PX 121-180 SilcoSet bei Toolcraft. Hier zeigt sich der große Vorteil von inhabergeführten mittelständischen Unternehmen: Man ist unabhängig und kann auch in etwas investieren, das keine sofortige Rendite verspricht. 

"In der Theorie können wir beim Silikon schon 100 Prozent, praktisch noch null. Wir denken, dass es etwa zwei Jahre dauern wird, bis wir die Technologie im Griff haben, aber diese Zeit nehmen wir uns einfach."
Thomas Lender, Leiter Spritzguss Toolcraft

Den Zuschlag, der LSR-Maschinenpartner von Toolcraft zu werden, erhielt KraussMaffei auch wegen der beteiligten Personen: "Ihr habt uns von Anfang an das Gefühl gegeben, willkommen zu sein und ernst genommen zu werden, und die fachliche Unterstützung durch Cordula Wieland ist sowieso unbezahlbar.“

Die drei Taktgeber (v.l.):
Die drei Taktgeber (v.l.):
Prof. Martin Bastian (Institutsleiter SKZ), Cordula Wieland (Expert Sales TEC KraussMaffei), Thomas Lender (Leiter Spritzguss Toolcraft).

Gekapselte PX 121 für Reinraum-Anwendungen

Wie gründlich Toolcraft das Vorhaben angeht, zeigt die Tatsache, dass die PX 121 gekapselt in einer Halle steht, die später zum Reinraum-Bereich Klasse 7 ertüchtigt werden soll. Auch wurden ihr gleich etwas mehr Schließkraft und Plastifiziervolumen sowie verbreiterte Werkezugaufspannplatten mitgegeben, um maximale Flexibilität zu besitzen. Da bei LSR die Verweilzeit in der Plastifizierung nicht so kritisch ist wie bei Thermoplasten, können mit einem vergleichsweise großen Aggregat sehr kleine Produkte gefertigt werden und der vergrößerte Hub der Schließe zahlt sich aus, weil die Werkzeuge durch Kaltkanal und Isolierplatten tiefer aufbauen.

Dabei eine hohe Gewichtskonstanz der Produkte zu erreichen, wird die Maschinenfunktion APC plus helfen. Sie regelt über die Masseviskosität und hinterlegte Materialparameter den Umschaltpunkt von Schuss zu Schuss neu, was bei Silikonen insofern wichtig ist, als dass die Chargenschwankungen hier sehr viel ausgeprägter sind, als bei klassischen Thermoplasten.

Lebhafte Diskussionen
Lebhafte Diskussionen
gab es beim Dreier-Termin von SKZ, Toolcraft und KraussMaffei anlässlich des Einstiegs in die LSR-Verarbeitung: Markus Scheuerlein, Cordula Wieland und Georg Schwalme (v.l.).

Erstes LSR-Projekt für die Medizintechnik

Als erstes LSR-Projekt haben sich Thomas Lender und Markus Scheuerlein einen Stopfen mit 0,5 Gramm Teilegewicht ausgesucht, der in der Medizintechnik eingesetzt werden kann. Bislang entstehen diese aus Feststoffsilikon (HTV). Hier gibt es relativ wenige Materialtypen mit Medizinzulassung, sodass sich ein Umstieg auf LSR anbietet. 

Allerdings ist letzteres sehr niedrigviskos, was den Werkzeugbau äußerst anspruchsvoll macht.  Bei einer Konsistenz wie Wasser müssen die Werkzeuge perfekt abgedichtet sein und meist wird sogar ein Vakuum angelegt. Auch ist die Temperaturführung umgekehrt wie bei der Thermoplastverarbeitung, um ein vorzeitiges Vernetzen zu verhindern. Während die Plastifizierung und auch der Kaltkanal gekühlt werden, wird die Kavität auf eine Temperatur von etwa 190 °C gebracht.

Prof. Martin Bastian (Institutsleiter SKZ) und Georg Schwalme (Bereichsleiter Spritzgießen SKZ, v.l.) haben KraussMaffei zum Technologiepartner für Silikonverarbeitung ernannt.
Prof. Martin Bastian (Institutsleiter SKZ) und Georg Schwalme (Bereichsleiter Spritzgießen SKZ, v.l.) haben KraussMaffei zum Technologiepartner für Silikonverarbeitung ernannt.
Bei der anschließendn Führung durch das SKZ gab es viel Gesprächsstoff. 
Bei der anschließendn Führung durch das SKZ gab es viel Gesprächsstoff. 
Cordula Wieland und Georg Schwalme.
Cordula Wieland und Georg Schwalme.
Bernhard Hennrich (stv. Bereichsleiter/Guppenleiter Bildung Spritzgießen/Additive Fertigung am SKZ) im Gespräch mit Thomas Lender und Cordula Wieland.
Bernhard Hennrich (stv. Bereichsleiter/Guppenleiter Bildung Spritzgießen/Additive Fertigung am SKZ) im Gespräch mit Thomas Lender und Cordula Wieland.

Bislang liegt die Werkzeugerstellung für LSR vor allem in den Händen hochspezialisierter Anbieter mit einem regionalen Schwerpunkt in Österreich. Weil diese aber zunehmend auch selbst Silikonteile herstellen und außerdem die Preise für Werkzeuge und Kaltkanäle vergleichsweise hoch sind, suchen immer mehr Unternehmen nach Alternativen.

Auch Toolcraft wird sein Werkzeug selbst bauen und setzt dabei auf die eigene Erfahrung mit Präzisionsformen. Derzeit fertigt das Team um Markus Scheuerlein rund 50 Prozent für den Eigenbedarf und 50 Prozent für Kunden und natürlich ist geplant, später auch einmal LSR-Formen extern anzubieten.

Unterstützung bis ins kleinste Detail

Das SKZ wird bei anstehenden Versuchen Hilfe von intern und extern bekommen. Am SKZ-Standort in Horb (Schwarzwald) ist ein Ausbildungsleiter aktiv, der ursprünglich von der Silikonverarbeitung kommt. Ideal, also. Und trotzdem kann Cordula Wieland, die KraussMaffei-Expertin für Duroplaste immer wieder mit ein paar Tricks und Kniffen helfen. 

Etwa mit der Empfehlung, sich eine Tiefkühltruhe zuzulegen. Gerade in der Experimentierphase, in der vielleicht auch einmal ein paar Wochen vergehen, bis man weitermacht, erspart man sich viel Arbeit, wenn das Aggregat zwischenzeitlich tiefgekühlt, wird.

Das SKZ ist stark im Bereich der additiven Fertigung -
Das SKZ ist stark im Bereich der additiven Fertigung -
auch für den Werkzeugbau im LSR-Bereich bietet sich die Technologie aufgrund der filigranen Möglichkeiten und hervorragenden Transparenz an.

Das Top-Team aus SKZ und Toolcraft wird mit Unterstützung von KraussMaffei seinen Weg machen. In zwei Jahren fragen wir als ahead-Redaktionsteam wieder nach.

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Expert Sales TEC KraussMaffei

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Local Sales KraussMaff
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