
Nachhaltigkeit
PUR-Abfälle? Recyceln statt entsorgen
| Petra Rehmet, Rebecca Böhm
Chemisches Verfahren erlaubt Verarbeitung hoher Fremdstoffanteile im Industriemaßstab
Wie lassen sich PUR-Isolierschäume aus alten Kühlschränken trotz hoher Verunreinigung recyclen? Gemeinsam mit BASF, RAMPF und Remondis entwickelt KraussMaffei ein industrielles Recyclingverfahren. Der kontinuierliche Extrusionsprozess ermöglicht die chemische Rückgewinnung selbst bei stark verunreinigtem Mahlgut.
Bislang wird PUR aus Altkühlschränken häufig verbrannt, etwa zur Energiegewinnung bei der Zementherstellung, aber es ist absehbar, dass die thermische Verwertung von Kunststoffen in naher Zukunft stärker eingeschränkt werden wird.
Deshalb ist KraussMaffei dabei, ein Verfahren für das kontinuierliche chemische Recycling von PUR durch Depolymerisation zu industrialisieren. Projektpartner sind BASF, Rampf (Produzent von nachhaltigen Recyclingpolyolen) sowie Remondis (Aufbereitung und Recycling von Elektroaltgeräten).
Verunreinigungen bis zu 30% sind machbar
Bei dem Verfahren mit dem Namen purity glycoLine PU wird der PUR-Isolierschaum aus der Kühlschrank-Recycling-Anlage von Remondis in einem gleichläufig drehenden Zweischnecken-Extruder (ZE BluePower) innerhalb weniger Minuten recycelt.
Dabei kann der Extruder – im Unterschied zum ebenfalls bekannten Batch-Verfahren – damit umgehen, dass das PUR-Mahlgut durch andere Kunststoff- und Metallrückstände einen Verunreinigungsgrad von bis zu 30% aufweisen kann.
Um die Depolymerisation mittels einer vom RAMPF modifizierten Glykolyse zu erreichen, wird das PUR-Mahlgut im Extruder mit einem Depolymersationsmittel und anderen Hilfsstoffen vermischt.
Das Resultat ist ein Zwischenprodukt, aus dem der erwähnte hohe Anteil an Fremdstoffen direkt in-line nach dem Extruder herausgefiltert werden kann.
Die hierzu erforderliche Filtrationstechnik hat KraussMaffei in umfangreichen Versuchen in seinem Innovation Center auf die Marktanforderungen für Polyole abgestimmt.

Nachhaltiger Kreislauf durch purity gycoLine PU: Die PUR-Anteile von Artikeln wie Kühlschränke werden am Lebenszeitende mittels Extruder in einem kontinuierlichen chemischen Verfahren in Polyol mit Rezyklatanteil (rPolyol) umgewandelt.

Die aus dem Extruder gewonnenen Polyole können bei BASF als Bestandteil neuartiger Polyurethanysysteme zur Herstellung von Hartschäumen mit Rezyklatanteil eingesetzt werden. Dabei besonders wichtig: Das Verfahren ist bereits heute wirtschaftlich interessant.
Auf der K-Messe können Besucher am KraussMaffei-Stand live erleben, wie das PUR-System mit Rezyklatanteil zu geschäumten Isolierern für Getränke verarbeitet wird.
Neue Dosiermaschine bereit für Digitalisierung und autonomen Betrieb
Das Team der Reaktionstechnik bietet dabei eine weitere Markteinführung: eine Dosiermaschine der RimStar-Baureihe mit zahlreichen neuen Features zur Vorbereitung auf Digitalisierung und autonomen Betrieb. Damit werden Maschine und Prozess auch durch weniger erfahrene Benutzer noch einfacher beherrschbar.
Bestimmte Handgriffe sollen zukünftig Bedienern sogar vollständig abgenommen werden können. Dafür sind bereits jetzt digitale Analysetools wie der dataXplorer intergiert, der alle relevanten Prozessdaten erfasst und auswertet. Seine Ergebnisse werden in Zukunft als Basis für automatische Anpassungen während des Produktionsprozesses dienen.

Die neue RimStar-Dosiermaschine mit neuen digitalen Features: Maschine und Prozess werden auch für weniger erfahrene Benutzer noch einfacher bedienbar.

KraussMaffei auf der K 2025
Halle 15, Stand C24