Nachhaltigkeit
Wieso Recycling keine Lüge ist
| Franz-Xaver Keilbach
Eine ARD-Dokumentation beschäftigt sich mit dem Thema Recycling – bleibt dabei aber zu einseitig
Die ARD-Dokumentation "Die Recyclinglüge" verpasst die Chance, neben berechtigter Kritik am Recycling-System auch auf die Chancen einzugehen. Das ist schade und wird dem Recycling nicht gerecht, findet Franz-Xaver Keilbach, Global Product and Application Owner Circular Economy und Recycling bei KraussMaffei.
Recycling funktioniert nicht. Das ist zumindest die Botschaft der ARD-Dokumentation "Die Recyclinglüge." Eine Aussage, die ich als Experte für Recycling nicht teile. Denn so richtig die in der Dokumentation gezeigten Inhalte sind, so falsch ist das daraus gezogene Fazit.
Ja, Recycling hat seine Hürden. Aber es funktioniert – das beweisen nicht zuletzt die vielen Entwicklungen der letzten Jahre. Ein Beispiel: Auf der Plastic Recycling Show Europe (PRSE) wird jedes Jahr eine noch größere Zahl an innovativen Produkten für Awards eingereicht. Die Anwendungen werden dabei immer komplexer und wären noch vor wenigen Jahren nicht denkbar gewesen.
Recycling lohnt sich nicht, weil es teuer ist. Auch das ist eine Aussage der Dokumentation, die so nicht richtig ist. Recycling ist teuer, weil die Recycling-Industrie (noch) zu klein ist und es kaum Lieferketten gibt. Deshalb werden nach wie vor weltweit große Teile des Kunststoffmülls nicht sortiert, sondern auf Müllhalden deponiert oder direkt verbrannt.
Die nötigen Sortieranlagen sind Mangelware, auch im beim Recycling recht fortschrittlichen Europa. Dazu kommt: Die Müllverbrennung hat mit der Abfallwirtschaft oft entsprechende Verträge zur Energieerzeugung vereinbart, die den Ausbau von Alternativen ausbremsen.
Der Fehler liegt im System
Deshalb muss die Verbrennung ohne vorherige Sortierung abgeschafft werden. Stattdessen brauchen wir Sortieranlagen und flächendeckende Sammelsysteme. Doch das lässt sich nicht von heute auf morgen realisieren. Und solche einseitigen Dokumentationen tragen nicht dazu bei, den Marktanteil von Recyclinglösungen zu vergrößern.
Es ist gut und wichtig, dass Journalisten, die leider realen Betrügereien beim Recycling aufdecken. Hier liegt das Problem im System. Aber Recycling an sich ist eine funktionierende Lösung, die einen entscheidenden Beitrag zur Eindämmung unserer Müllflut leisten kann.
Es steht außer Frage, dass unser Recyclingsystem an vielen Stellen verbessert werden muss. Hierfür brauchen wir eine verantwortungsvoll trennende Bevölkerung genauso wie Innovationsfähigkeit und den Mut, neue Wege zu beschreiten. Recycling hat keine Zukunft, wenn wir uns auf die Schwächen im System anstatt auf die Weiterentwicklung fokussieren.
Deshalb möchte ich die ARD auffordern, einen Beitrag über die gesamte aktuelle Entwicklung in der Recyclingbranche zu drehen. Sollte hierfür noch Material zu den Innovationen in der Recyclingbranche benötigt werden, biete ich gerne eine Führung durch das KraussMaffei-Technikum in Hannover an.
Unser Ziel beim Kunststoff-Recycling
Hier fokussieren wir uns aktuell vor allem auf Maschinen für das mechanische Recycling, lösemittelbasiertes und chemisches Verfahren folgen im nächsten Jahr. Beim mechanischen Verfahren werden Rezyklate von uns kompakt zusammengepresst, dosiert, aufgeschmolzen, entgast und gefilter. In einem zweiten Schritt kann aus der Masse wieder ein hochwertiges Rezyklat gewonnen werden.
Wir arbeiten laufend daran, alle Verfahren noch effektiver und vielfältiger zu machen, denn eines sehen wir jeden Tag: Das Prinzip Kunststoff-Wiederverwertung funktioniert. Deshalb lassen Sie uns gemeinsam ein innovatives und umfassendes Kunststoff-Recyclingsystem möglich machen – gegen die Müllflut und für den Planeten.
Die ganze Dokumentation "Die Recyclinglüge" finden Sie in der ARD-Mediathek.